Nachrichten für Bad Lausick anno 1924 – Juni

28. Juni 1924 – Nah und Fern

„Liebe zur Heimat“

(Liebe zur Heimat und Dankbarkeit für das, was sie geboten, wächst vielfach mit der Entfernung von ihr, Ein Sohn unserer Stadt, der in Amerika lebt, spendete vor einiger Zeit dem Verschönerungsverein einige Dollars, ein anderer in Königsberg eine größere Summe Geld für Wohltätigkeitszwecke und zur Anschaffung von 6 gelb und blau gestrichenen Bänken, den Müden ersehntes Ruheplätzchen in unseren Anlagen. Beide kennen unsere Not, da unser mühsam Erspartes wertlos geworden ist und der Verdienst kaum ausreicht, dringend notwendiges zu beschaffen, noch viel weniger, sich etwas Angenehmes, der Erholung dienendes zu leisten. Manche frohe Hoffnung auf diesen Somme mußte begraben, manch schöner Plan aufgegeben werde.

 Der kluge Hausvater schickt sich aber mit Humor in das Unvermeidliche. Statt in den Thüringer-, Franken- oder Bayrischen Walde geht es nach dem Glastener und Colditzer. Langt‘s nicht bis zur Stüdlhütte am Großglockner, pilgert er zur Otto-Huth-Hütte auf dem Geldberge. Unser Chamonixtal ist zwar nicht ganz so großartig wie sein Namensvetter in der Schweiz, dafür ist es näher, bequemer und billiger zu erreichen, und muss es durchaus ein Bad sein, so braucht es nicht gerade Kissingen oder Karlsbad zu sein, unser Herrmannsbad öffnet allen Bewohnern seine Pforten. Bei alledem hat man noch den Vorteil, dass man die lange und langweilige Eisenbahnfahrt vermeidet, seine häusliche Behaglichkeit hat, in seinem Bett schlafen kann und sich nicht über die hohen Gasthauspreise mit Bediengeld zu ärgern braucht. 

Es liegt manches Gute in der Nähe, man muss es nur aufsuchen und schützen lernen und vieles könnte noch besser sein, wenn der Stadtgemeinde und dem Verschönerungsverein mehr Mittel zur Verfügung stünden, die Anlagen besser in Stand zu halten, weiter auszubauen, mehr Bänke aufzustellen und wenn jeder Einwohner an seinem Teil mit dafür sorgte, dass die Bänke usw. vor Zerstörung durch rohe Hände geschützt werden. Der Verschönerungsverein will mit seiner Tätigkeit allen Einheimischen dienen, indem er ihnen Plätze schafft, wie sie sich fern vom Lärme und Staube der Landstraße an der Schönheit der Natur erfreuen können. Er will den Fremden und Badegästen Erholungsstätten bieten, die sie immer wieder nach unserem Lausick ziehen und ihm regen Verkehr bringen. … )